Künstler setzen Akzente
"Meinungsfreiheit" bereichert die Innenstadt und regt Diskussionen an
Mit der Skulptur “Meinungsfreiheit” des Bremer Bildhauers Amir Omerovic, die vor dem neuen Verlagsgebäude der Mediengruppe Kreiszeitung aufgestellt wurde, gibt es ein neues Kunstwerk in Rotenburg. Doch wie sieht es insgesamt aus mit künstlerischen Elementen in der City? Ein kleiner Rundgang.
Wer vom Bahnhof aus den Weg zur Innenstadt nimmt, trifft im Kreuzungsbereich Hansestraße / Bahnhofstraße auf den “Adlermensch”. Die edle Bronzestatue stammt von dem Maler, Bildhauer und Schriftsteller Paul Mersmann, der sie 1989 geschaffen hat. Der spazieren gehende Adlermensch auf der Rast fordert den Betrachter auf, ihm Gedanken mit auf den Weg zu geben.
Den Beginn der Innenstadt, quasi das “Tor zur Stadt” markiert eine Steinformation, die von den Rotenburgern auch liebevoll als das “doppelte Teppichmesser” beschrieben wird. Das Werk des Künstlers Werner Ratering wurde 1995 im Rahmen der 800-Jahr-Feier Rotenburgs aufgestellt. Die 7 m hohen Steinblöcke bilden mit den goldbeschichteten Metallplatten am Kopf eine Tor-Situation. Sie sind zugleich Sinnbild für die Flüsse Rodau und Wiedau als natürliche Grenzen der Stadt sowie den Wohlstand bringenden alten Handelsweg, heute Umgehungsstraße, den die Stadt Napoleon zu verdanken hat.
Pferderücken als Lieblinge der Kinder
Wenn es nach den jüngsten Besuchern der Stadt geht, ist die unangefochtene Nummer Eins in der Beliebtheitsskala wohl die Pferdegruppe des Bremer Bildhauers Claus Homfeld auf dem Pferdemarkt. Das Ensemble, das 1985 in Erinnerung an den früher hier stattgefundenen Handel aufgestellt wurde, besteht aus drei Pferdefiguren und einem Brunnen samt Wasser-Handpumpe. Da es großen Spaß macht, aufzusteigen, zu “reiten” oder einfach drauf herumzurutschen, hatten die Pferderücken nie eine Chance, Patina anzusetzen. Sie sind blitzeblank von unzähligen Reiterpopos.
Auf der anderen Seite des Marktplatzes, am Rathausturm, gibt es die Neonplastik “7 Sparx für R.”, die seit 1995 bei Dunkelheit erstrahlt. Sieben ultramarinblaue Lichtzeichen führen in einer geschwungenen Kurve nach oben. Der Hannoveraner Künstler Christoph Rust weist mit ihnen den Weg in den Nachthimmel über der Stadt.
An ein dunkles Kapitel der Deutschen Geschichte erinnert das Mahnmal, das neben dem Rathaus Richtung Fußgängerzone errichtet wurde. Der Rotenburger Arzt Dr. Matthias Bantz hat es 1989 geschaffen. Es gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus.
An der Geranienbrücke treffen die Besucher(innen) der Innenstadt auf Knolli. Das Maskottchen des Rotenburger Kartoffelmarkts wurde 2008 durch den Bildhauer Holger Roselieb in Bronze gegossen. Es soll Glück bringen, an der Nase des fröhlichen Knollenmännchens zu reiben. Die blanke Nase zeigt, das es wohl schon viele Versuche gab. Über die Erfolgsaussichten gibt es indes keine gesicherten Erkenntnisse.
Die Straße “Am Wasser” entlang und dann links durch die Goethestraße geht es weiter in Richtung Stadtkirche. Sehenswert hier ist die “Stimmgabel”. Granitsäulen mit zwölf flexiblen Stäben aus Edelstahl sind dem, wie der Künstler erläuterte, “lebendigen Schaffen” von Johann Sebastian Bach gewidmet. Bachs Werke sind häufig in der Stadtkirche zu hören. Das Kunstwerk selbst wurde 2014 von Peter G.M. Feige “komponiert”.
Immer Stoff für Diskussionen
Vor dem Kantor-Helmke-Haus fällt die Skulptur “Argumente” auf, die von Prof. Bernd Altenstein kreiert wurde. Unverkennbar zeigt es Mann und Frau, die eifrig diskutieren. Sie sind ein echter Hingucker und ein beliebtes Fotomotiv. Sehr fotogen sind auch die Drei Generationen, die man – zurück in der Fußgängerzone – vor Becker Moden findet. Der frühere Bürgermeister und Ehrenbürger der Stadt, Hinrich Heineke, hat die Skulptur des Künstlers Carsten Eggers der Stadt gestiftet. Nur zu gern nehmen Passanten für ein Foto Platz.
Rotenburgs kostbarstes Stück ist auf dem Neuen Markt zu entdecken. Der Goertz-Brunnen “Paar-oh-die” wurde 1989 eingeweiht. Seither bieten Brunnen und Figuren Anlass für Diskussionen. Der Kontrast zwischen moderner Kunst und den kleinstädtischen Gebäuden drumherum ist vielen Bürgerinnen und Bürgern vielleicht zu heftig geraten. Doch sehenswert ist das Kunstwerk des Künstlers Jürgen Goertz allemal. Das Werk besteht aus drei Teilen: der Brunnenanlage direkt auf dem Marktplatz, der Paar-oh-die als Tisch-Modell sowie der Parodie auf die Paar-oh-die, beides auf der anderen Seite des Kiosks zu finden.
Unverkennbar hat Rotenburgs Innenstadt künstlerisch einiges zu bieten, wobei viele Skulpturen Ende der 80er bis Mitte der 90er Jahre entstanden sind. Das hat seinen Grund: Finanziell unterstützt durch das Stadtebauförderungsprogramm, wurde das Quartier der Steinbeißer zwischen Große Straße (einschließlich Fußgängerzone) und Goethestraße in dieser Zeit neu gestaltet. Dies motivierte Bürger, Stiftungen und die Stadt zu weiteren Investitionen in Kunstobjekte, die bis heute Rotenburger(innen) und Besucher(innen) der Stadt erfreuen. Es ist schön, dass mit der “Meinungsfreiheit” jetzt eine neue Sehenswürdigkeit hinzu gekommen ist.
Mehr Informationen zu Kunst, Kultur & Sehenswürdigkeiten bietet die Broschüre “Kulturpfad Rotenburg”, die im Infobüro der Stadt erhältlich ist.
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