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Migranten versorgen die City

Nicht nur das kleinstädtische Gastronomie- und Lebensmittelangebot profitiert

Gemüsestand am Neuen Markt Gewohntes Bild am Neuen Markt: große Obst- und Gemüseauswahl bei Familie Kaya.

Der Russische Markt, ein türkischer Gemüsehändler, die syrische Änderungsschneiderin – für Rotenburgs City ist ein Leben ohne Bürger mit ausländischen Wurzeln kaum vorstellbar. Wie in den meisten deutschen Kleinstädten gilt dies besonders für die Bereiche Gastronomie und Lebensmittelhandel. “Nachdem die Supermärkte die Innenstädte verlassen haben, sichern Bürger mit Migrationshintergrund weitgehend der Versorgung der Bewohner”, meldete das niedersächsische Innenministerium 2010. Im Vergleich zu anderen kleinen Städten hatten es Rotenburgs “Steinbeißer” sogar richtig gut: In Verbindung mit einen noch stark präsenten Handwerk (Bäcker, Fleischer), Reformhaus und Wochenmarkt, konnte auch ohne Supermarkt nie von einem ernsthaften Versorgungsengpass gesprochen werden.

Im Laufe der Zeit bereicherten die Szene auch ein kleines polnisches Lebensmittelgeschäft, ein Asia-Shop und ein Geschäft mit libanesisch-orientalischem Angebot. Die Anziehungskraft, die diese Geschäfte nicht nur für Rotenburger, sondern auch für Migranten aus Zeven oder Scheeßel hatten, war kaum zu übersehen. Jeder hatte seine Fangemeinde, doch fürs Überleben der kleinen Läden reichte es leider nicht. In der Innenstadt selbst leben gerade mal 600 Menschen. Zudem: Nicht jeder ist ein Virtuose am Herd, mag es exotisch und kocht selbst. Wer lieber kochen lässt, hat Restaurants, Bistros und Imbisse direkt vor der Tür. Längst läuft der Döner nicht nur in Berlin-Kreuzberg, sondern auch hierzulande der Currywurst (die es glücklicherweise aber auch noch gibt) den Rang ab, und es gibt ausreichend Pizza oder Gerichte aus dem Wok, die man sich bequem nach Hause bringen lassen kann. Diese Geschäfte werden ebenfalls weitgehend von Menschen mit türkischer, italienischer, griechischer oder vietnamesischer Herkunft betrieben.

Die Rotenburger Innenstadtgeschäfte mit deutschen Inhabern dürfen indes wohl auch für Integrationsbemühungen stehen. So werden etwa Praktikanten aufgenommen, die ihre deutschen Sprachkenntnisse aufbessern wollen. Beschäftigte mit arabischen, russischen oder albanischen Wurzeln sind im Einzelhandel ebenso tätig wie bei Dienstleistern, etwa Friseuren. Immerhin, so das Statistische Bundesamt in einer neuen Untersuchung, sind Bürger aus anderen Herkunftsländern oft gut ausgebildet. Rechnet man noch die Ärzte und Pflegekräfte dazu, die im nahe der Innenstadt gelegenen Agaplesion Diakonieklinikum tätig sind, kommt man schon auf eine sehr internationale Bevölkerung, die das innerstädtische Leben “bunt” und interessant macht. Übrigens: Nach Angaben der Stadtverwaltung leben derzeit etwa 1.200 Menschen aus 80 verschiedenen Herkunftsländern in Rotenburg. Das sind immerhin 5,2 Prozent aller Wümmestädter.

 

 

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